FAMILIE & PFERD

Reiten nach der Schwangerschaft Teil 1

Schon vor der Geburt meines Sohnes konnte ich es kaum erwarten wieder auf’s Pferd zu steigen. Ich zählte die Tage und das ungefähr seit ich entschieden hatte bis zur Geburt nicht mehr zu reiten (siehe „Reiten in der Schwangerschaft“). 

Nachdem mein Sohn gesund zur Welt gekommen und wir beide wieder zuhause waren, konnte ich es kaum erwarten mein Schimmelchen zu besuchen und ein bisschen Stallluft zu schnuppern. Aber ich musste mich noch gedulden. 

Ein Kaiserschnitt ist eine große Bauchoperation, da muss man sich nichts vormachen. Auch wenn das Verfahren immer schonender wird, muss sich der Körper von diesem Eingriff erst erholen. Für jemanden voller Tatendrang manchmal nicht ganz einfach. Besondern, wenn man wie ich, kaum Beschwerden und so gut wie keine Schmerzen hatte. Es fiel mir schwer mich zu gedulden. 

Nach sechs Wochen, in denen ich mich weitgehend geschont hatte (so wie das mit zwei Kindern und einem Haushalt eben geht), fühlte ich mich stark genug einen Reitversuch zu unternehmen. Ich hatte das Schimmelchen die Tage vorher öfter besucht und versucht mit Birnen zu bestechen mich nicht abzuwerfen. Ich war ziemlich aufgeregt. Erstens hatte ich keine Routine mehr im Umgang mit meinem Pferd und zweitens wusste ich nicht, was meine Körpermitte zum Auf- und Absteigen und den Pferdebewegungen sagen würde. 

Vor allem das Absteigen machte mir Sorgen. Normalerweise nehme ich beide Beine aus den Steigbügeln, lehne mich nach vorne, schwinge mein rechtes Bein über den Sattel, stütze mich mit meinem Körper ab und rutsche dann langsam nach unten. Das ging mit meiner Bauchnarbe überhaupt nicht. Wenn ich es geschafft hatte elegant aufzusteigen und nicht runter zu fallen- wie kam ich dann wieder herunter? 

Ich überlegte, wieder an den Hocker heran zu reiten. Den linken Fuß im Steigbügel zu lassen und so abzusteigen, wie ich auch aufgestiegen war. „Viel zu jefährlich“, sagte mein Reitlehrer. „Wenn der eeenen Satz macht und dein Fuß hängt im Bügel, dann jute Nacht. Ditte machen wir anders.“ Zum Glück ist das Schimmelchen lange Voltigierpferd gewesen, so machen ihm Turnübungen auf seinem Rücken nichts aus. Ich nahm also beide Beine aus den Steigbügeln, schwang das rechte Bein über den Hals und saß dann seitlich im Sattel. Dann stieß ich mich ein bisschen ab und landete sicher auf dem Boden. Das Schimmelchen wackelte nur ein bisschen mit dem linken Ohr. Geschafft! 

Meine erste Reitstunde war zwar kurz, aber es war schon eine Reitstunde! Meine Reitbeteiligung ritt das Schimmelchen vorher eine halbe Stunde warm, lies ihn ein bisschen traben und galoppieren, dass er sich genug bewegt hatte. Nicht dass er aus Bewegungsfreude einen kleinen Bocksprung machen würde. Dafür fühlte ich mich noch nicht bereit. Ich stieg auf, stellte meine Steigbügel auf die richtige Länge ein und hielt mich verkrampft am Mariahilfsriemen fest. Bloß nicht los lassen! Das Schimmelchen ging langsam los mit hingegebenem Zügel, und schaukelte mich bis zum Hufschlag. Trotz angehaltenem Atem, schlich sich ein Lächeln in mein Gesicht. Es war einfach herrlich. Zwei drei Runden zockelten wir so dahin, dann begann der Unterricht. 

„Füße aus den Steigbügeln, in den Bauch atmen, laut bis 20 zählen. Zügel mal ein wenig aufnehmen, dein Pony fühlen, entspannen. Nochmal laut bis 20 zählen, atmen nicht vergessen, aber treiben, er muss vorwärts gehen, fühle dein Pferd, nicht am Zügel festhalten, ins Vertrauen gehen, atmen usw.“ Ich entspannte mich immer mehr, das Schimmelchen begann zu kauen, schnaubte zweimal ab und dann war die Reitstunde auch schon vorbei- und ich das glücklichste Reitermädchen der Welt!!

Die nächste Reitstunde lief ähnlich ab, nur dass sie länger dauerte und in der dritten ritt ich das Schimmelchen im Schritt schon warm ohne mich festzuklammern. Nach 20 Minuten nahm mich mein Reitlehrer an die Longe und lies mich leichttraben. „Hände in die Seithalte, eine Hand in die Hüfte, atmen nicht verjessen, du bist schon ganz blau im Jesicht, andere Hand in die Hüfte, leichter Sitz, balanciere dich, hoch den Hintern, und jetzt aufstehen im Sattel, atmen, laut singen usw.“ Das ganze dann noch auf der anderen Hand und dann waren wir fertig. Ich vor allem. 

Schon beim Trockenführen spürte ich den Muskelkater. Was für ein wunderbares Gefühl. Ich liebe Muskelkater! Wenn man sich kaum bewegen kann und beim Aufstehen Schwung nehmen muss. Dann weiß man, dass man was getan hat, dass man geschwitzt hat. Da werden jede Menge Endorphine ausgeschüttet. 

Nach der Schwangerschaft, dem vielen Liegen und rumsitzen ein herrlicher Zustand. 

Es tut gut wieder langsam einzusteigen. Ganz locker ohne Druck. Wieder ein Gefühl kriegen, Balance finden und Vertrauen. Gar nicht zu viel wollen, einfach fühlen und Spaß haben. 

Die Zeit zwischen den Reitstunden muss ich nutzen um fitter zu werden. Da muss ich mich mehr motivieren. Das Pferd ist kein Sportgerät und verdient einen gesunden Reiter. Also runter vom Sofa und ab auf die Yoga-Matte.

Fortsetzung folgt… 

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